Prüfung der eigenen Starkregengefährdung möglich

Stadt Paderborn veröffentlicht Starkregengefahrenkarten für das gesamte Stadtgebiet.

Eine Prüfung der eigenen Starkregengefährdung ermöglicht jetzt das Auskunfts- und Informationssystem (AIS) „Starkregenvorsorge Paderborn“ der Stadt Paderborn, das Starkregengefahrenkarten für das gesamte Stadtgebiet zur Verfügung stellt.

Starkregenereignisse führten in den vergangenen Jahren in vielen Teilen von Deutschland zu erheblichen Sach- und teilweise auch zu Personenschäden. Diese Regenereignisse mit sehr hohen Niederschlagsmengen innerhalb kürzester Zeit treten hauptsächlich in den Sommermonaten in einem sehr begrenzten Gebiet auf und sind nur schwer vorhersagbar. Hinzu kommt, dass die plötzlich auftretenden Niederschlagsmengen insbesondere bei dichter Bebauung und stark versiegelten Flächen oftmals nicht vollständig von den Entwässerungskanälen aufgenommen werden können und so oberflächlich unkontrolliert abfließen. Neben der kommunalen Vorsorge ist die Eigenvorsorge der Bürgerinnen und Bürger zum Überflutungsschutz und zur Schadensbegrenzung notwendig.

Ein Starkregenrisikomanagement für das Stadtgebiet Paderborn soll kritische Punkte aufzeigen und zukünftig anhand von gezielten Maßnahmen mögliche Gefahren durch Starkregen abwehren oder vermindern. Die Stadt Paderborn hat bereits im Jahr 2019 unter der Federführung des Stadtentwässerungsbetriebes (STEB) gemeinsam mit weiteren Organisationseinheiten eine verwaltungsinterne, fachübergreifende Arbeitsgruppe zum Starkregen- und Hochwasserschutz ins Leben gerufen.

Aufgabe dieser Arbeitsgruppe ist es, festgelegte Maßnahmen nach entsprechender Priorisierung umzusetzen. Das Maßnahmenspektrum umfasst unter anderem die Berücksichtigung des Überflutungsschutzes innerhalb der Bauleitplanung sowie bei allen städtischen Baumaßnahmen, die Bereitstellung von Informationsmaterial für die Paderborner Bürgerinnen und Bürger sowie die Bearbeitung eines „Gesamtkonzepts Starkregenrisikomanagement“ für das Paderborner Stadtgebiet.

Letztgenannte Aufgabe bildet derzeit den Umsetzungsschwerpunkt. Nach Erhebung und Zusammenstellung von umfangreichen Grundlagendaten durch die Stadt Paderborn und der Weiterverarbeitung dieser Daten während der letzten Monate durch ein beauftragtes Ingenieurbüro ist nunmehr die Bearbeitung der ersten Stufe des Gesamtkonzepts abgeschlossen. Als Ergebnis können Starkregengefahrenkarten für das gesamte Stadtgebiet Paderborn präsentiert werden. In diesen Karten werden unter anderem die Überflutungsausdehnungen und -tiefen sowie Fließgeschwindigkeiten und -richtungen bei unterschiedlichen Starkregenintensitäten dargestellt. Sie sind eine wichtige Informationsquelle, um betroffene Gebäude zu identifizieren, Grundstückseigentümer für dieses Thema zu sensibilisieren und sie dahingehend zu motivieren, im eigenen Interesse Schutzmaßnahmen an den betroffenen Liegenschaften umzusetzen.

Starkregengefahrenkarte im Internet abrufbar

Die interaktiven Karten werden in dem Auskunfts- und Informationssystem (AIS) „Starkregenvorsorge Paderborn“ angezeigt. Das Informationssystem kann über die Homepage der Stadt Paderborn unter folgender Adresse aufgerufen werden: www.paderborn.de/starkregen

In der Anwendung ist es möglich, zwei unterschiedliche Starkregenereignisse simulieren zu lassen. Neben einem Regenereignis mit einer statistischen Wiederkehrzeit von 100 Jahren und rund 54 Liter Niederschlag auf einem Quadratmeter in einer Stunde kann auch ein Extremereignis mit einer Niederschlagsmenge von 90 Litern pro Quadratmeter in einer Stunde dargestellt werden.

„Bei diesem Ereignis fällt auf einen Quadratmeter Fläche der Inhalt von neun Eimern Wasser innerhalb einer Stunde“, so der Starkregenbeauftragte der Stadt Paderborn, Sascha Modler. Diese Regenmengen können in so kurzer Zeit nicht versickern und nicht vollständig durch die privaten und öffentlichen Entwässerungseinrichtungen aufgenommen werden. Es kommt innerhalb kürzester Zeit zu einem oberflächlichen Wasserabfluss auf den befestigten Flächen, teilweise sogar auf unbefestigten Flächen. Neben den dargestellten Überflutungsflächen und Überflutungstiefen werden die Fließrichtung und die Fließgeschwindigkeit mittels dynamischer Fließpfeile simuliert. „Dadurch werden die auftretenden oberflächlichen Abflüsse bei dem jeweiligen Ereignis sehr deutlich und für die Bürgerinnen und Bürger verständlich dargestellt“, so Modler. Zusätzlich besteht die Möglichkeit, das Regenereignis im zeitlichen Verlauf zu simulieren. Damit wird ersichtlich, wie schnell sich beispielsweise Tiefpunkte mit Wasser füllen und wann sich die einzelnen Überflutungsflächen im Verlauf des Regenereignisses bilden. Auch die Abfrage des maximalen Wasserstandes in den Überflutungsflächen ist möglich.

„Mit der Veröffentlichung dieser interaktiven Starkregengefahrenkarte können sich die Bürgerinnen und Bürger der Stadt Paderborn unkompliziert über eine eventuell vorliegende Starkregengefährdung ihres Grundstücks oder ihrer Immobilie informieren“, so Bürgermeister Michael Dreier. Auch für Fachplaner oder Bauherren bietet die Karte eine gute Planungsgrundlage.

Schutz vor Starkregen ist Gemeinschaftsaufgabe

Der Schutz vor Starkregen kann nur gemeinschaftlich in Zusammenarbeit mit allen Beteiligten umgesetzt werden. Seitens des STEB wird das Kanalnetz der Stadt Paderborn zukunftsorientiert geplant, zielgerichtet betrieben und bei Sanierungs- und Erneuerungsmaßnahmen im Bestand insbesondere die örtlichen Gegebenheiten und die Topographie sowie die daraus resultierenden Starkregengefahren berücksichtigt. Auf diese Weise trägt der STEB aktiv zum Schutz vor Überflutungen bei. Es werden Regenrückhalteräume und Netzverknüpfungen geschaffen und Abfluss- sowie Speicherkapazitäten im Kanalnetz ausgebaut und intelligent genutzt.

Gemeinsam mit den zuständigen Fachämtern und Eigenbetrieben der Stadt Paderborn wird bereits in der Bauleitplanung der Schutz vor Starkregen- und Hochwasser berücksichtigt. So werden beispielsweise Notwasserwege geplant und ausgewiesen, über die im Starkregenfall Niederschlagswasser oberflächlich zielgerichtet und schadlos abfließen kann. Darüber hinaus werden Maßnahmen vorgesehen, um gegebenenfalls „wild abfließendes Oberflächenwasser“ (Niederschlagswasser was von unbefestigten Flächen bei starken Regenereignissen zum Abfluss kommt) von geplanten Baugebieten fernzuhalten. Maßnahmen zur Dämpfung von Abflussspitzen zum Beispiel durch Dachbegrünungen, Versickerungsmöglichkeiten oder Flächenentsiegelungen werden durch Vorgaben im Bebauungsplan gesteuert. Ferner werden Retentionsflächen/-räume für Niederschlagswasser in multifunktionalen öffentlichen Flächen ausgewiesen.

Neben den umfangreichen Maßnahmen im öffentlichen Bereich ist es allerdings weiterhin erforderlich Maßnahmen auf den privaten Grundstücken zum Schutz der Liegenschaft umzusetzen. Neben der Starkregengefahrenkarte bietet die Stadt Paderborn auf der Homepage weitere Informationen zum Thema „Schutz vor Starkregen“ an.

Informationen zu Schutzmaßnahmen

Zunächst einmal sollten sich alle Haus- und Grundstückseigentümerinnen bewusst sein, dass ein Starkregenereignis praktisch überall auftreten kann. Wenn eine Starkregengefährdung des eigenen Gebäudes festgestellt wurde, sollten sich die Grundstückseigentümerinnen über Schutzmaßnahmen informieren und eine Umsetzung dieser Maßnahmen in Betracht ziehen. § 5 Absatz 2 Wasserhaushaltsgesetz (WHG) verpflichtet jede Person, die durch Hochwasser betroffen sein kann, im Rahmen des ihr Möglichen und Zumutbaren, geeignete Vorsorgemaßnahmen zum Schutz vor nachteiligen Hochwasserfolgen und zur Schadensminderung zu treffen. Insbesondere ist die Nutzung von Grundstücken den möglichen nachteiligen Folgen anzupassen. Zum Hochwasserbegriff gehört hier auch wild abfließendes Oberflächenwasser. Abgesehen von der rechtlichen Verpflichtung sind Maßnahmen der Eigenvorsorge im eigenen Interesse sinnvoll.

Welche Maßnahmen für das jeweilige Objekt die richtigen sind, muss individuell ermittelt werden, da jedes Gebäude andere Rahmenbedingungen aufweist. Neben dem betroffenen Grundstück spielt auch das Umfeld eine wichtige Rolle. So ist es beispielsweise von Bedeutung, ob das Grundstück in einer Geländesenke oder unterhalb einer abschüssigen Straße liegt. Die Bandbreite der Schutzmaßnahmen reicht von Rückstausicherungen über konstruktive Maßnahmen wie Aufkantungen vor Kellerfenstern oder Kellerabgängen, Bodenschwellen, Anrampungen, druckwasserdichten Türen und Fenstern bis hin zu mobilen Schutztoren oder Schutzwänden. Für große Liegenschaften ist ggf. auch die Beauftragung eines Planungsbüros sinnvoll.

Regenwasserrückhaltung, -versickerung und -nutzung verringert den Oberflächenabfluss

Auch die Entsiegelung von befestigten Flächen, die Regenwasserrückhaltung bzw. Regenwassernutzung auf dem eigenen Grundstück trägt zu einer Verringerung des Oberflächenabflusses bei Starkregen bei. So können beispielsweise Hofeinfahrten oder Wege mit wasserdurchlässigem Pflaster, Rasengittersteinen oder Kies belegt werden. Dachbegrünungen verringern den Wasserabfluss und tragen zu einem besseren Mikroklima bei, da ein Teil des anfallenden Regenwassers verdunsten kann. Auch Regenwassergebühren lassen sich auf diese Weise einsparen. Dort wo es die Untergrundverhältnisse zulassen können auch Versickerungsanlagen das anfallende Niederschlagswasser teilweise oder komplett in den Untergrund einleiten und so zu einer schnelleren Grundwasserneubildung beitragen. Auch die Speicherung von Regenwasser in Erdtanks oder Zisternen und die anschließende Nutzung des Wassers zur Gartenbewässerung oder als sog. Grauwasser im Haushalt ist möglich.

Neben den abrufbaren Informationen auf der Homepage, steht der Starkregenbeauftragte Herr Modler auch telefonisch unter: 05251/88-12800 oder per E-Mail: starkregen@paderborn.de zur Verfügung.
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