Umfrage: NRW-Mittelstand vor schwierigem Jahr
Düsseldorf. Hohe Energiekosten, Knappheit an den Rohstoffmärkten und wachsender Fachkräftemangel – der NRW-Mittelstand startet in ein schwieriges Jahr 2023, das aller Wahrscheinlichkeit nach in eine Rezession mündet. Das ergab eine Umfrage des Bundesverbandes mittelständische Wirtschaft (BVMW), zu der 340 Mittelständler in Nordrhein-Westfalen befragt wurden.
Zu den Ergebnissen äußert sich NRW-Landesgeschäftsführer Herbert Schulte vom BVMW:
„Unsere Umfrage zeigt, dass die nordrhein-westfälische Wirtschaft mit ihrem von der Energiekrise stark getroffenen Industrieanteil in ein schwieriges Jahr mit rezessiver Tendenz startet. Über 70 Prozent unserer Mittelständler sehen Deutschland 2023 in einer Rezession, das ist ein deutliches Votum.“
Nur ein Fünftel der Betriebe rechnet 2023 mit besserem Geschäftsverlauf, ein Drittel kalkuliert mit rückläufiger Auftragslage. Dies, nachdem die Hälfte der Betriebe die Bücher im vergangenen Jahr mit einem Plus schließen konnte und nur 21 Prozent schlechter als im Vorjahr abschnitten. Sorgen bereitet Schulte trotz der nach wie vor ruhigen Lage der erstmals wieder negative Trend bei den Investitionsplanungen. Die Wirtschaft erwarte bessere Rahmenbedingungen, einen schlankeren Staat und tragende Lösungen in der Energiekrise:
„Der Staat kann den Unternehmen trotz knapper Kassen helfen und einen Pfad zum Bürokratieabbau einschlagen. Das wurde uns seit langem versprochen, aber mit ideologischer Politik wie dem Lieferkettengesetz immer wieder konterkariert. NRW ist zudem das Bundesland mit den höchsten Gewerbesteuern – das muss sich ändern, indem die Kommunen gestärkt werden und der fiktive Gewerbesteuer-Hebesatz, den das Land festlegt, gesenkt wird. Im Kampf gegen die Energiekrise müssen wir ideologische Barrieren hinter uns lassen und Optionen wie Fracking endlich ins Auge fassen.“ Inflation ließe sich nur über die Angebotsseite wirksam bekämpfen, so Schulte, die schwierige Lage schließe ideologische Grabenkämpfe aus.
Ein Lichtblick: Immerhin sagen fast drei von vier Unternehmern, dass sie die Energiepreisexplosion bislang nicht existenziell gefährde. Nur zehn Prozent planen Stellenstreichungen, 38 Prozent wollen sogar Personal einstellen: der nach wie vor stabile Arbeitsmarkt öffne der Politik ein Zeitfenster, die notwendigen Maßnahmen zu ergreifen, die Konjunktur wieder anzuschieben, so Schulte.