Arbeiten in Zeiten der Digitalisierung

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Bürgermeister Michael Dreier im Kreise der Experten: (hinten v.l.) Prof. Dr. Gregor Engels, SICP Universität Paderborn, Prof. Dr. Martin Schneider, Universität Paderborn, Frank Lammersen, bib International College, Stefan Freise, code-x, Prof. Dr. Günter Wilhelms, Theologische Fakultät Paderborn, sowie (vorne v.l.) Christiane Boschin-Heinz, Leiterin Stabsstelle Digitalisierung Stadt Paderborn, Prof. Dr. Christian Harteis, Universität Paderborn, Michael H.Lutter, Kreishandwerkerschaft, und Prof. Dr. Kirsten Thommes, Universität Paderborn, diskutierten mit den Bürgerinnen und Bürgern über die Arbeit 4.0.

Technisch, ethisch, wirtschaftlich – im Bürger-DigiLog der Stadt Paderborn wurde am vergangenen Mittwoch die Digitalisierung der Arbeitswelt aus vielen Blickwinkeln betrachtet. Im Aus- und Weiterbildungszentrum von BENTELER fanden sich am Abend des 03. Juli rund 120 Paderbornerinnen und Paderborner ein, um beim Bürger-DigiLog „Arbeit 4.0“ zu sehr unterschiedlichen Themen der Arbeitswelt zu diskutieren, die eines gemeinsam haben: Sie werden stark durch die voranschreitende Digitalisierung beeinflusst und führen zu weitreichenden Veränderungen unserer Arbeitswelt.

Bürgermeister Michael Dreier begrüßte die Bürgerinnen und Bürger zu einem DigiLog im neuen Format: Im Stile eines „World-Cafés“ konnten sie deutlich intensiver in den Austausch mit den Expertinnen und Experten treten.

Prof. Dr. Gregor Engels, software innovation campus der Universität Paderborn, gab in einem ersten Impulsvortrag einen kurzen Überblick auf das sich verändernde Zusammenwirken von Mensch und Maschine. Zahlreiche Prozesse seien heute komplett digitalisiert, was die Anforderungen an menschliche Arbeit, aber auch die Berufsbilder enorm verändere. Auch im Arbeitsleben würden immer mehr Daten über den Menschen erfasst. Dieses bringe große Chancen und Potenziale, aber auch die Gefahr des „gläsernen Arbeitnehmers“ mit sich. Für Engels ist die Interdisziplinarität in der digitalen Transformation von besonderer Bedeutung: „Wir brauchen die Interdisziplinarität, um die Digitalisierung zu verstehen, zu untersuchen und zu erforschen wie weit wir gehen können und sollen, um den Menschen zu unterstützen. Nur so können wir die Arbeitswelt 4.0 mitgestalten.“

Dass Ethiker nicht nur skeptisch seien können, sondern aktiv unterstützen und beraten wollen, zeigte Prof. Dr. Günter Wilhelms, Theologische Fakultät Paderborn. „Mittlerweile sind wir in einer Phase der Entwicklung der Digitalisierung, die die Verantwortung in den Vordergrund rückt. Die Ethik hat die Chance als Beratung den Digitalisierungsprozess zu begleiten, was dazu führt, dass die Ethik wirksam werden kann“, so Wilhelms. Mit dem Einsatz der Technik solle die Arbeit vereinfacht werden, um dem Menschen Freiheit und Selbstentfaltung zu bieten. Das könne gelingen, aber auch scheitern. Aus ethischer Sicht müsse den Arbeitnehmern ein möglichst großes Maß an Handlungsspielräumen eingeräumt werden. Die Selbstbestimmtheit der Arbeitenden in der digitalen Arbeitswelt zu erhalten sei von größter Wichtigkeit.

Anschließend hatten die Anwesenden die Möglichkeit in zwei Runden an neun verschiedenen Thementischen mit Expertinnen und Experten zu diskutieren und sich auszutauschen. Die Themen lebenslanges Lernen, der gläserne Arbeitnehmer, Arbeitsräume vs. Privatsphäre, flexible Teamstrukturen, agile Unternehmensorganisation, Beschäftigte im digitalen Wandel, Bedingungsloses Grundeinkommen, digital im Handwerk und DigitalPakt Schule standen hier im Fokus. Die Ergebnisse der Diskussionsrunden wurden auf Stellwänden festgehalten, welche im Anschluss in einer Ergebnisgalerie ausgestellt wurden und während einer klassischen Brotzeit zum Abschluss des Abends begutachtet werden konnten.
Bürgermeister Michael Dreier zeigte sich sehr zufrieden mit dem neuen Format des DigiLogs: „ Es ist beeindruckend zu sehen, wie intensiv die Bürgerinnen und Bürger in den Dialog mit den Expertinnen und Experten eingestiegen sind. Es zeigt den deutlichen Wunsch mitzugestalten.“

Die Auswertung der Ergebnisse der Diskussionsrunden wird auf der Website digitale-heimat-pb.de veröffentlicht.

Christiane Boschin-Heinz, Leiterin der Stabsstelle Digitalisierung, resümierte am Ende des Abends: „Das Meinungsbild der Teilnehmerinnen und Teilnehmer zeigt die Komplexität der Digitalisierung als große Herausforderung. Für die Stadt gibt es eine Menge Hausaufgaben zu erledigen, zugleich wurden in der Leitkommune Paderborn auch schon zahlreiche hoch innovative Projekte gestartet, deren Ergebnisse der Bürgerschaft mittelfristig zu Gute kommen. Wir arbeiten mutig, aber auch mit Bedacht an einem Paderborn von morgen.“

Die nächsten Bürger-DigiLoge sind zu den Themen eSports, Mobilität und den Auswirkungen des „Ständig-online-Seins“ für Ende 2019 und Anfang 2020 geplant.

Foto: Stadt Paderborn/ Ines Hoischen

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