Dem “Kriechen” auf der Spur

Professor Reinhard Grell, Dekan des Fachbereichs Produktion und Wirtschaft, Student Markus Schmitz, Jörg Becker (CEO Becker Sonder-Maschinenbau), Peter Kettler (Geschäftsführender Vorstand igeL e.V.) und Professor Martin Stosch, Leiter des Labors für industriellen Möbelbau, Konstruktion und Entwicklung.

Becker Sonder-Maschinenbau spendet Prüfregale

Im Küchenschrank verformen sich mit der Zeit die Regalböden unter der Last von Tassen, Tellern und Töpfen – sie „hängen“ durch. Im Fachjargon wird der Fortschritt der plastischen Durchbiegung „Kriechen“ genannt. In der Regel handelt es sich bei den Einlegeböden um Spanplatten. Für eine Vergleichsuntersuchung von Span- mit Leichtbauplatten hat die Firma Becker Sonder-Maschinenbau der Hochschule Ostwestfalen-Lippe zwei Prüfregale gespendet.

Wie verhält sich im Vergleich zu einer handelsüblichen Spanplatte eine Leichtbauplatte, die knapp 40 Prozent leichter ist und nur die Hälfte an robustem Material benötigt? Dieser Fragestellung gehen in den nächsten Wochen Professor Martin Stosch, Constanze Kiwitt, wissenschaftliche Mitarbeiterin, und Holztechnik-Master-Student Markus Schmitz im Labor für industriellen Möbelbau, Konstruktion und Entwicklung an der Hochschule OWL nach.

Um die verschiedenen Regalböden miteinander vergleichen zu können, mussten speziell für diesen Test sogenannte Prüfregale entworfen und gefertigt werden: „Derartige Prüfregale kann man nicht ‚von der Stange‘ kaufen. Sie sind immer Sonderanfertigungen, die exakt auf unsere Klimakammer abgestimmt sind“, erklärt Stosch. Deshalb hat die Firma Becker Sonder-Maschinenbau GmbH mit Hauptsitz in Langenberg nach Plänen des Studenten Markus Schmitz zwei große Prüfregale samt 950 Ein-Kilo-Gewichten gefertigt und für die Forschung zur Verfügung gestellt – und das kostenfrei: „Wir sind immer wieder an der neuesten Technik interessiert und möchten den Leichtbau aufgrund seiner Nachhaltigkeit und ressourcenschonenden Eigenschaften fördern“, sagt Jörg Becker, CEO von Becker Sonder-Maschinenbau GmbH.

Den Kontakt hergestellt hatte Peter Kettler, Geschäftsführender Vorstand der igeL e.V. (Interessengemeinschaft Leichtbau e.V.), der zudem auch das KETTBOARD-Leichtbaukonzept entwickelt hat und diese Leichtbauplatten der Hochschule für den Vergleich zur Verfügung stellt. „Es ist schön, dass hier wichtige Ergebnisse geliefert werden, anhand derer wir die Zukunft des Leichtbaus weiterentwickeln können. Für Küchenbauer heißt dies beispielsweise, dass durch die geringere Eigenlast der Böden und eine entsprechende Dimensionierung der Leichtbauplatten – es weniger Reklamationen aufgrund sich zu schnell verformender Böden geben wird“, erläutert Kettler.

28 Tage dauert der Test, bei dem täglich die Werte anhand der Messuhren abgelesen werden.

Die beiden baugleichen Prüfregale ermöglichen die gleichzeitige Prüfung von insgesamt 28 Werkstoffplatten (14 KETTBOARDS und 14 Spanplatten) über einen Zeitraum von jeweils 28 Tagen. Dabei wird die Durchbiegung unter Flächenlast mit jeweils unter den einzelnen Platten befestigten Messuhren festgehalten. Der Fortschritt der Durchbiegung (das sogenannte „Kriechen“) wird täglich manuell abgelesen. Eine erste Bachelorarbeit startet schon im November.

Fotos: ©Hochschule OWL

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