Öffentliche Stellungnahme / Leserbrief
Berichterstattung über CDU- interne Kontroverse zum Pro-Familia-Zuschuss
Hövelhof. Wer sich die derzeitige CDU- interne Kontroverse um die (zunächst?) 5.000 Euro Zuschuss des Kreises an Pro Familia ansieht, fühlt sich in die Schützengräben um den alten § 218 STGB und damit um rund 40 Jahre zurück versetzt.
Dabei beeindruckt fast schon die Kunst der selektiven Wahrnehmung bei CDU- Mittelständler Friedhelm Koch. Der ist zu Recht bedrückt (wer ist das eigentlich nicht?) über die Zahl der Schwangerschaftsabbrüche, verweigert aber konsequent den Blick auf die Gründe dafür – von Vergewaltigungen über prognostizierte Schwerstbehindertengeburten bis zu sozialen Notlagen – und die damit verbundene Extremsituation namentlich der betreffenden Frauen.
Es ergibt sich bei einem vollständigen Bild doch vorrangig die Frage, was getan werden kann, um die Anzahl an ungewollten Schwangerschaften weiter zu reduzieren. Und die Antwort ist eindeutig: Rechtzeitige sexualpädagogische Aufklärung von Kindern und Jugendlichen! Und genau das leistet Pro Familia z. B. in über zweitausend Stunden, neben der Prävention gegen sexuell übertragbare Krankheiten und gegen die Gefährdung des Kindeswohls. Und genau das wird jetzt in der Höhe eines kleinen Teils des jährlichen Defizits bei Pro Familia vom Kreis bezuschusst.
Alle fünf Fraktionen jenseits der CDU im Kreistag haben diese Bewegung in der Mehrheitsfraktion begrüßt. Nun wird nach internem Gegenwind aber schon wieder der Fraktionsvorsitzende zitiert, der Zuschuss sei einmalig gewesen und das Ganze komme auch nicht wieder vor. Ja, will denn die CDU nach diesem vorsichtigen Beschnuppern der Realitäten wirklich wieder zurück in die 60-er Jahre? Sieht man nicht, dass genau derartige Debatten das schädliche provinzielle Image der Region befördern? Und was um Himmels willen soll sich denn schon von einem Haushalt zu nächsten verändern, um eine solche Kehrtwende zu begründen, die übrigens sicher auf den Widerstand des übrigen Kreistages stoßen würde?
Aus allen diesen Gründen wünscht die SPD in dieser CDU – internen Auseinandersetzung einen nachhaltigen Erfolg der aufgeklärten Kräfte. Und dieses vor allem zur Vermeidung schwerster Konflikte und Notlagen.