Mehr Bildung für nachhaltige Entwicklung für angehende Kita-Fachkräfte

Bonn. Immer mehr Kitas legen Wert auf Bildung für nachhaltige Entwicklung (BNE). Denn ob Corona-Pandemie oder Klimakrise – Kinder wachsen in einer globalisierten Welt auf, die vor großen Herausforderungen steht, und brauchen pädagogische Fachkräfte, die sie dabei kompetent begleiten. Wie ErzieherInnen und KindheitspädagogInnen dafür ausgebildet werden können, war in der letzten Woche Thema eines digitalen Workshops von Innowego – Forum Bildung & Nachhaltigkeit eG in Bonn. Unter dem Motto „Lernen – wissen – handeln im Elementarbereich: BNE in der Ausbildung stärken“ diskutierten über 50 Teilnehmende, wie sich Nachhaltigkeitsthemen in Pädagogikstudium und Ausbildung verankern lassen.

Schon Kita-Kinder stellen viele Fragen rund um Klimaschutz und Nachhaltigkeit und finden die Antworten am liebsten selbst heraus – in Experimenten, kleinen Forschungsprojekten oder bei Ausflügen in die Natur. Damit ErzieherInnen und KindheitspädagogInnen Kita-Kinder auf dieser Entdeckungsreise begleiten können, brauchen sie selbst Wissen und Methodenkompetenz im Bereich BNE. Umso wichtiger ist es, das Konzept schon in der pädagogischen Ausbildung zu berücksichtigen: Das Thema Nachhaltigkeit ist zwar als Querschnittsthema im NRW-Bildungsplan für Kitas verankert; auch in den Lehrplänen gibt es Anknüpfungspunkte. Konkrete Konzepte müssen die Verantwortlichen für Ausbildungs- und Studiengänge aber selbst entwickeln.

Wie Auszubildende und Studierende auf ihre Rolle als Bildungs- und LernbegleiterInnen für BNE vorbereitet werden können, diskutierten deshalb über 50 Workshopteilnehmende aus Kitas und Kita-Trägern, aus Fach- und Hochschulen, der Fort- und Weiterbildung und zuständigen Landesministerien. Auch angehende ErzieherInnen und BNE-MultiplikatorInnen brachten ihre Ideen ein, wie sich BNE in die Ausbildung integrieren lässt. Viele der Teilnehmenden hatten bereits Erfahrungen in dem Themenfeld gesammelt und konnten direkt aus der Praxis berichten.

Zwei Vorreiter: Fliedner Fachhochschule in Düsseldorf und Märkisches Berufskolleg in Unna

Zwei Beispiele aus Ausbildungseinrichtungen zeigten, wie sich das Leitbild einer nachhaltigen Entwicklung in den Unterricht integrieren lässt: An der Fliedner Fachhochschule in Düsseldorf werden alle Studierenden der Kindheitspädagogik in den Grundlagenmodulen in BNE-Inhalte eingeführt. In höheren Semestern können die angehenden Fachkräfte Handlungskompetenzen in Vertiefungsmodulen zum Konzept BNE erwerben. Ziel ist, dass sie, ausgehend von der Lebenswelt der Kinder, Bildungsarbeit zu Nachhaltigkeitsfragen konzipieren und praktisch umsetzen können. Ein solcher Impuls kann beispielsweise die Untersuchung von einem Quadratmeter Boden sein: Was ist darauf zu entdecken? „Meist finden sich Glasscherben, Plastikteile oder andere Dinge, die dort nicht hingehören. Wir sortieren die Gegenstände und kommen dazu mit Kindern ins Gespräch“, erzählt Studiengangsleiterin Prof. Dr. Sonja Damen. Weiter führt sie aus: „Durch diesen einfachen Impuls werden die Studierenden sensibilisiert, den Umgang mit Ressourcen zusammen mit Kindern zu bearbeiten.“

Eine Vorreiterschule im Bereich BNE ist auch das Märkische Berufskolleg Unna: Hier belegen alle angehenden ErzieherInnen das Fach „Nachhaltige Bildung“ und entwickeln ein Praxisprojekt, in dem sich Kita-Kinder mit Umwelt- und Klimafragen auseinandersetzen. Aber auch außerhalb des Klassenzimmers spielen Nachhaltigkeitsthemen im Schulalltag eine große Rolle – von Fairtrade-Produkten im Schülerbistro bis zum Sponsorenlauf zugunsten benachteiligter Frauen und Mädchen in Indien. Nachhaltigkeit ist als Schulentwicklungsziel strategisch verankert und wird von einem ganzen Team weiterentwickelt.

„BNE in der Ausbildung funktioniert da, wo es engagierte Menschen gibt, denen BNE eine Herzensangelegenheit ist“, stellte eine Workshop-Teilnehmerin fest. Vielen war es vor allem wichtig, sich mit anderen AkteurInnen zu vernetzen und gute Praxisbeispiele kennenzulernen. Informativ, praxisnah und abwechslungsreich sei die Veranstaltung gewesen, zog eine Teilnehmerin Bilanz – sie werde daraus viel für die Kitas, für die sie zuständig sei, mitnehmen. Eine andere Fachkraft wünschte sich eine Folgeveranstaltung, um das Thema weiter zu vertiefen.

Wichtiger Impuls für die BNE-Landesstrategie in NRW

„Unser Workshop hat gezeigt, wie relevant die Ausbildung pädagogischer Fachkräfte ist, wenn es darum geht, Bildung für nachhaltige Entwicklung langfristig in Kitas zu verankern“, sagte Innowego-Vorstand und Projektleiterin Susanne Schubert. Sie sieht die Ergebnisse als wichtigen Impuls für die BNE-Landesstrategie in NRW, zu deren Fortschreibung das Innowego-Projekt „BNE im Elementarbereich stärken – NRW auf dem Weg!“ einen Beitrag leistet.

Ziel des Projekts ist es, Bildung für nachhaltige Entwicklung (BNE) landesweit noch stärker als bisher in den Bereichen der frühkindlichen Bildung zu verankern und zu fördern. Förderer ist das Ministerium für Umwelt, Landwirtschaft, Natur- und Verbraucherschutz des Landes Nordrhein-Westfalen (MULNV). Zudem wird das Projekt unterstützt vom Ministerium für Kinder, Familie, Flüchtlinge und Integration des Landes Nordrhein-Westfalen (MKFFI).

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