Vier Gewinner beim nrw.landschaftsarchitektur.preis 2018

Begleitende Ausstellung zeigt Projekte mit eindrucksvollen Landschaftserlebnissen

Im NRW-Forum in Düsseldorf ist am Donnerstagabend der nrw.landschaftsarchitektur.preis 2018 verliehen worden. Insgesamt vier Preise gingen an: das Büro Danielzik, Leuchter + Partner, Landschaftsarchitekten bdla aus Duisburg für das Projekt “Rheinische Bahn Essen – RS1”; das Büro Sinai Gesellschaft von Landschaftsarchitekten aus Berlin für das Projekt “WaldKurPark im Rahmen der Landesgartenschau Bad Lippspringe”; Brigitte Röde, Landschaftsarchitektin bdla aus Köln für den “Auengarten am Rhein” und das Büro wbp Landschaftsarchitekten aus Bochum für das Projekt “Seepark Körbecke Möhnesee”.

Zum siebten Mal hat die Landesgruppe NRW des Bundes Deutscher Landschaftsarchitekten (bdla nw) den nrw.landschaftsarchitektur.preis vergeben. Aus 30 Arbeiten wurden von der Jury unter dem Vorsitz von Prof. Gert Aufmkolk vier Beiträge einstimmig prämiert, die hervorragend darstellen, wie durch Parks, Gärten und Freiräume Zukunftsthemen aufgegriffen und innovative wie eindrucksvolle Landschaftserlebnisse geschaffen werden.

Das Museum für Architektur und Ingenieurkunst NRW (M:AI) präsentierte im NRW-Forum gemeinsam mit dem bdla nw die Preisträger und eingereichten Projekte in einer Ausstellung. Viele Gäste feierten die Preisträger, besichtigten die Premiere der Ausstellung und nutzten die Gelegenheit zum kollegialen Austausch.

Mit dem nrw.landschaftsarchitektur.preis soll die Kreativität und die Gestaltungs- und Leistungsfähigkeit von Landschaftsarchitektinnen und -architekten sichtbar werden. Projekte, Planer und Bauherren werden ausgezeichnet, die mit ihrer Arbeit vorbildlich wirken, weil sie eine gestalterisch hochwertige, sozial und ökologisch orientierte Siedlungs- und Landschaftsentwicklung und eine zeitgemäße, mutige und kreative Landschaftsarchitektur fördern.

Das M:AI als mobiles Museum widmet sich dem Thema Landschaft als Moment der Stadtgestaltung. Mit der Präsentation aller eingereichten Arbeiten soll die öffentliche Wahrnehmung der Landschaftsarchitektur gestärkt werden. Der bdla nw und das M:AI zeigen die Ausstellung in den kommenden Monaten an mehreren Orten und laden zu Diskussionen über den künftigen Stellenwert der “green infrastructure” ein.

Der Preis wird von der Firma Rinn Beton- und Naturstein GmbH & Co.KG sowie dem Verband Garten-, Landschafts- und Sportplatzbau NRW e.V. unterstützt.

Die Preisträger des nrw.landschaftsarchitektur.preises 2018 Es wurden insgesamt 30 Arbeiten eingereicht. Vier Projekte wurden prämiert.

Für das Projekt “Rheinische Bahn Essen – RS1” wurde das Büro Danielzik, Leuchter + Partner, Landschaftsarchitekten bdla, Duisburg ausgezeichnet. Gewürdigt wurde hier insbesondere der Umgang des Büros mit dem großen Zukunftsthema – der Etablierung neuer Formen von Mobilität Ballungsräumen. Das Büro Danielzik, Leuchter + Partner zeigt, dass auch Radschnellwege, hier der Abschnitt des RS1zwischen Essen und Mülheim, mehr sein können als nüchterne Verkehrsbänder von A nach B. In der Hand des Landschaftsarchitekten werden sie zu stadtlandschaftlichen Erlebnisräumen. Industrierelikte, Schienenbrücken, aber auch die Vegetationsbilder der Industrienatur werden zu einem linearen Raumerlebnis inszeniert. Aufenthaltszonen, Verbindungen in die Stadträume und Parks gliedern die Strecke und bieten dezentrale Einstiegsmöglichkeiten in den Radschnellweg. Die Trasse bietet genug Raum für Eilige und Flaneure. Funktion und Gestaltung sind bei diesem Projekt so in idealer Weise miteinander verknüpft und bieten ein im Wortsinne wegweisendes Gesamtkonzept.

Für das Projekt “Seepark Körbecke Möhnesee” wurde das Büro wbp landschaftsarchitekten GmbH, Bochum, ausgezeichnet. Wbp Landschaftsarchitekten entwickeln für diesen vielfältig überformten und in seinen Bezügen gestörten Ort eine große Geste, die aus der Historie des Ortes entwickelt wurde. Mit der Intervention durch die tief ins Land reichende Landschaftstreppe definieren sie eine neue Freiraumsituation, die den Wasserbezug bis an den Ortsrand von Körbecke wiederherstellt. So stark und eindrucksvoll diese Spange in ihrer Großform zunächst erscheint, ist sie doch im Detail sparsam, schlicht und robust – eine konsequente und unaufgeregte Umsetzung der Idee. Der Umgang mit der Topografie ist sorgfältig und angemessen. Die wasserseitig an die Spange angrenzende Wiese ist frei nutzbar und öffnet den Blick auf eine nun erlebbare, freie Landschaft. Landschaftsarchitektur setzt auf diese Weise mittels sorgfältiger Interventionen neue und eindrucksvolle Zeichen. Das Projekt ist darüber hinaus ein gutes Beispiel dafür, wie sich mit einem begrenzten Budget vergessene Orte wieder ins Bewusstsein rücken und in eindrucksvolle Landschaftserlebnissen übersetzen lassen.

Brigitte Röde, Landschaftsarchitektin bdla, Köln wurde ausgezeichnet für das Projekt “Auengarten am Rhein, Köln”.

Der Garten ist der Ausgangspunkt des Schaffens von Landschafts-architekten; er fordert auf kleinem Raum die gestalterischen Tugenden unseres Berufsstandes heraus. Brigitte Röde gelingt es, mit wenigen, reduzierten Mitteln einen wohl proportionierten Garten in den Übergang zwischen Siedlung und Aue zu platzieren, der in hohem Maße den Besonderheiten des Ortes, dem wertvollen Baumbestand und den architektonischen Qualitäten und Ansprüchen Rechnung trägt. Der Entwurf zeigt – insbesondere durch das klassische Motiv des Aha – ein sensibles Raumempfinden. Von der Grundkomposition ausgehend setzt sich das hohe Qualitätsniveau bis in die Materialverwendung von Belägen und Mauern fort, abgerundet durch eine fein abgestimmte Pflanzen-verwendung. Besonders überzeugend ist auch hier die Einfachheit der Formensprache, die die Wirkung des Gartens noch verstärkt.

Das Projekt “WaldKurPark Bad Lippspringe” von SINAI Gesellschaft von Landschaftsarchitekten mbH aus Berlin wurde ausgezeichnet. Wald und Siedlung, Wald und Park, Wald und Erholung sind – in fachlicher und juristischer Hinsicht – regelmäßig Gegensatzpaare. Der Wald wird mit Vehemenz verteidigt in der Befürchtung, dass jegliche Veränderung Zerstörung und Verlust bewirkt. Der WaldKurPark in Bad Lippspringe ist der Gegenbeweis, der bundesweit das Denken verändern kann. Es ist dem Büro SINAI gelungen, dieses Tabu zu durchbrechen und den Beweis anzutreten, dass der Weg vom Wald zum Park, zum Waldpark, Mehrwert generiert: Siedlungsflächen und Wald stehen aneinander, nicht gegeneinander; Erholung im Wald findet an neuen Orten und außerhalb der Rücke- und Forstwege statt. Die neuen Lichtungen, das “Schönste” im Wald, bringen Sonnenstrahlen, Wärme und Behaglichkeit in den “Tann”, wovon der Mensch, aber insbesondere auch die Natur profitiert – der Artenreichtum der Krautschicht ist Beweis genug.

Der Entwurf verbindet Kurpark und Wald durch große, offene Achsen. Die dadurch entstandenen Schneisen im Wald, die gradlinig und streng im Wechselspiel mit der nun lesbaren Dünenlandschaft der Senne, liefern ein spannendes und beeindruckendes Grundgerüst für einen Park – im und am Wald. Die Übergänge sind fließend, die Nutzungs- und Gestaltungsintensitäten sorgfältig abgestuft bis hin zu einer eindrucksvollen Pflanzenverwendung, insbesondere beim Thema Stauden und Wechselbepflanzung. So entstehen beeindruckende Raumerlebnisse, Wald und Park verschmelzen zu einem Maßstäbe setzenden Ensemble. Mehr als eine halbe Million Besucher der Landesgartenschau 2017 sind Beleg dafür. Gewürdigt wird mit diesem Preis auch der Mut von Stadt und Fachbehörden, diesen WaldKurPark anzugehen.

> Nächster Ausstellungstermin und -ort: 15. Juni bis 15. Juli 2018 im Gartenschaupark Bad Lippspringe.

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