Die langen Schatten der Vergangenheit

Fast 250 Gäste lauschen dem Vortrag der Buchautorin Sabine Bode

Anlässlich ihres 30-jährigen Bestehens lud die Telefonseelsorge Paderborn in Kooperation mit der Volkshochschule zu einem Abend mit der bekannten Journalistin und Buchautorin Sabine Bode ein. Das Thema: „Die langen Schatten der Vergangenheit – Kriegskinder und ihre Traumata“. Fast 250 Zuhörer folgten der Einladung und lauschten interessiert den Ausführungen der Referentin.

Sabine Bode, selbst Jahrgang 1947, stieß erst in den 90er-Jahren auf das „stille Thema“ der Spätfolgen traumatischer Kriegserlebnisse, das bis zu diesem Zeitpunkt häufig verdrängt oder verschwiegen worden war. Bodes Recherchen in Interviews mit Angehörigen der Kriegsgeneration und ihren Nachfahren führten zu der Erkenntnis, dass die Erfahrungen von Gewalt und Bedrohung sowie Angst und Mangel in den Kriegs- und Nachkriegsjahren das spätere individuelle wie auch das familiäre Zusammenleben stark beeinflusst haben. Bewältigungsversuche im Nachgang der schweren Zeit blieben für die Betroffenen oft unwirksam, sodass das traumatische "Erbe" bei vielen Menschen bis heute als untergründiges, diffuses Lebensgefühl vorhanden ist.

Dies bestätigten im anschließenden Gespräch auch einige persönliche Wortmeldungen aus dem Publikum. Sabine Bode ermutigte die Betroffenen diesbezüglich, sich gegebenenfalls psychotherapeutische Hilfe zu suchen, warb aber auch dafür, generell die Sprachlosigkeit zu überwinden und mit vertrauenswürdigen Menschen über das Erlebte zu sprechen.

Zu Beginn des Abends begrüßte der stellvertretende Bürgermeister Martin Pantke Referentin und Anwesende. In seinem Grußwort hob er hervor, wie hilfreich Bodes Veröffentlichungen für das Verstehen gesellschaftlicher und individueller Zusammenhänge seien. Diese müssten auch Konsequenzen für den heutigen Umgang mit traumatisierten Menschen nach Kriegs- und Fluchterfahrungen haben. Gleichzeitig würdigte Pantke das Engagement der Telefonseelsorge für Menschen in Not- und Krisensituationen, das im Wesentlichen von Ehrenamtlichen geleistet wird. Monika Krieg, Leiterin der Telefonseelsorge, betonte in ihrer Einführung, wie wichtig das Wissen um kollektive Hintergründe sei, um Ratsuchende in ihrer individuellen Befindlichkeit zu verstehen und anzunehmen.

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