Ganz Paderborn ist voller Alkoholiker!

Ganz Paderborn ist voller Alkoholiker! – Jedenfalls am 3.Oktober 2010, denn da findet das diesjährige Herbsttreffen der Anonymen Alkoholiker in den Räumen des Goerdeler-Gymnasiums in Paderborn statt.

Wenn man es nicht weiß, wird man es nicht merken, dass man Anonymen Alkoholikern in der Stadt begegnet. Sie sehen aus wie ganz normale Leute, aus allen Schichten, aus allen Berufen, jeder kann zum Betroffenen werden. Vor einigen Jahren, als die Vorstellungen von Alkoholikern noch stärker von Vorurteilen geprägt waren, ist es schon einmal passiert, dass die Teilnehmer eines solchen Treffens in einer Stadt von einigen Hundertschaften Polizei empfangen werden sollten. Das wird dieses Mal beim Herbsttreffen in Paderborn definitiv anders sein, ein Vertreter der Stadt wird erwartet.

Die Mitglieder der Anonymen Alkoholiker, die sich am 3. Oktober in Paderborn treffen, sind "trockene", aktive, lebensbejahende Menschen. Sie haben durch das Beispiel, durch das Teilen von Erfahrung Kraft und Hoffnung miteinander und voneinander gelernt, trotz ihrer tödlichen Krankheit ein erfülltes Leben zu führen. Dazu gehört es, bestimmte Dinge mit Gelassenheit hinzunehmen und andere mit Entschlossenheit zu ändern.

Die Anonymen Alkoholiker orientieren sich an einem 12-Schritte Programm, das schon für Millionen von süchtigen Menschen zum Ausweg aus der bedrohlichen Falle wurde. Denn Alkoholismus – eine seit 1968 anerkannte Krankheit – führt, wenn ihr akuter Verlauf nicht gestoppt wird, zu schrecklichem, vorzeitigem Tod. Nach Angaben der Hauptstelle für Suchtfragen sind im Jahre 2009 mehr als 42.000 Menschen – allein in Deutschland – direkt oder indirekt an den Folgen ihrer Alkoholsucht gestorben.

Über die Ursache von Alkoholismus gibt es viele Theorien. Interessanterweise wird darüber bei den Anonymen Alkoholikern wenig gesprochen. Hier vertritt man die Auffassung: Wenn man im Sumpf steckt, ist es wichtiger zu wissen, wie man da wieder herauskommt.
Und von dieser Art praktischem Wissen hat sich bei der Selbsthilfegruppe Anonyme Alkoholiker (kurz genannt AA) seit 75 Jahren eine Menge angesammelt. Es war 1935 als zwei hoffnungslose Trinker, ein Börsenmakler und ein Chirurg, die schon alle Therapien hinter sich hatten, aber immer noch trinken mussten, etwas herausgefunden haben.

Sie entdeckten, dass wenn sie sich trafen und einander ehrlich von ihren Schwierigkeiten berichteten, wenn sie miteinander Erfahrung Kraft und Hoffnung teilten, der unselige Zwang trinken zu müssen verschwand. Als Teil ihres Genesungsprozesses gaben sie dieses Wissen unentgeltlich an andere weiter und ermunterten diese, dasselbe zu tun. Mittlerweile ist aus zwei Einzelnen eine weltweit tätige Selbsthilfegruppen-Gemeinschaft in 220 Ländern der Welt geworden. Millionen Menschen sind durch diese Gemeinschaft, ihre Prinzipien und ihre Praxis von einem Schicksal voll Not, Verzweiflung und frühzeitigem Tod bewahrt worden.

Nach und nach wurde auch deutlich, dass durch den Alkoholismus eines Menschen immer auch das Leben der nahestehenden Menschen negativ beeinträchtigt wurde. Die Angehörigen von Alkoholikern brauchen spezielle Hilfe. Auch Sie haben sich in Selbsthilfegruppen zusammengeschlossen (AL-ANON), um sich selbst und anderen beim Umgang mit der Familienkrankheit Alkoholismus helfen zu können. Beide Gruppen, Alkoholiker (AA) und Angehörige (AL-ANON) aus Nordrhein-Westfalen und den Beneluxländern treffen sich zu einer überregionalen Zusammenkunft in Paderborn. Dort gibt es Grußworte, Musik, Gedankenaustausch und eine Portion Lebensfreude.

Wenn Sie am 3. Oktober durch Paderborn laufen und lachende, fröhliche Menschen sehen, ist die Wahrscheinlichkeit groß, dass Sie Menschen sehen, die die Hölle durchgemacht haben und heute das Leben – wie es nun einmal ist – trocken und zufrieden genießen.

links:
www.anonyme-alkoholiker.de
www.al-anon.de
Kontakt: 05252 / 1617
aa-paderborn@ anonyme-alkoholiker.de

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